Team im Austausch
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Design Thinking: Ein Weg zur kreativen Problemlösung

  • von Redaktionsteam
  • 19. September 2024
  •    ·   
    Lesedauer: 5 Minuten
Ob im Studium, in der Arbeitswelt oder in einer Weiterbildung: Design Thinking ist aus dem Methodenkoffer nicht mehr wegzudenken, wenn es darum geht, Probleme zu lösen, neue Perspektiven einzunehmen und auch komplexe Aufgaben in einem innovativen und kreativen Prozess zu bewältigen.
Daher kommt Design Thinking

Entlehnt wurde die Methode ursprünglich aus dem Arbeitsalltag von Designerinnen und Designern, was die Namensgebung erklärt. Das Design Thinking als strukturierte Methode kommt aus dem wissenschaftlichen Bereich. Es geht zurück auf einen Professor an der Universität Stanford, Larry Leifer, sowie David Kelley und den Informatiker Terry Winograd, der unter anderem für die Ausbildung von Larry Page, dem Erfinder von Google, verantwortlich war. Die erste offizielle Tagung zum Design Thinking („Design Thinking Research Symposia“) fand 1991 statt.

Design Thinking: So geht‘s

Beim Design Thinking handelt es sich um eine Sammlung verschiedener Methoden, die genutzt werden können, um ein Problem zu lösen oder ein neues Produkt zu entwickeln. Im Fokus steht dabei der Mensch, meist der zukünftige Kunde. Aber auch der Mitarbeitende oder die Unternehmensführung können im Mittelpunkt des Design Thinking-Prozesses stehen.

Im Design Thinking gibt es sechs Phasen, an deren Ende die Lösung eines Problems oder ein neues Produkt stehen kann. Insgesamt wird vor allem bedürfnisorientiert vorgegangen, im Zentrum aller Denkprozesse steht der Mensch.

Die 6 Phasen des Design Thinking
  1. Verstehen

    Um ein Problem zu lösen, muss es zunächst genau definiert werden. Dabei wird der aktuelle Zustand ebenso betrachtet und benannt wie die Bedürfnisse, die durch die Problemlösung erfüllt werden sollen. Am Ende des ersten Schrittes muss sichergestellt werden, dass alle im Team über den gleichen Wissensstand verfügen, damit sich alle am selben Ausgangspunkt befinden.

  2. Beobachten

    Beobachten und Verstehen sind eng miteinander verknüpft, so sehr, dass einige Anleitungen zum Design Thinking nur fünf Schritte umfassen, da hier Verstehen und Beobachten zusammengefasst sind. Es gilt, das Problem genau zu analysieren und die Bedürfnisse herauszufiltern, die eine Problemlösung erfüllen würde. Persönliche Gespräche, Interviews und Befragungen sind in dieser Phase mögliche Instrumente. Wichtig ist dabei, mit einer gewissen Empathie vorzugehen, um authentische und ehrliche Ergebnisse zu erhalten. Egal, ob Sie mit Mitarbeitenden, Kundinnen und Kunden oder potentiellen Geschäftspartnern arbeiten: Im Mittelpunkt steht der Mensch mit seinen Bedürfnissen. Nur wenn Sie diese berücksichtigen und empathisch darauf eingehen, kann der Design Thinking-Prozess zu einem erfolgreichen Ergebnis führen.

  3. Standpunkt formulieren

    Aus den gemachten Beobachtungen und den gewonnenen Erkenntnissen können Sie nun einen ersten Standpunkt formulieren: Wo stehen Sie aktuell, wo möchten Sie hin? Welche Sicht haben andere auf das Problem? Alle Erkenntnisse werden zusammengetragen, sodass sich ein genaueres Bild des zu lösenden Problems ergibt.

  4. Ideen finden

    Nun geht es in die kreative Phase: Im Austausch mit anderen, zum Beispiel beim Brainstorming, in Diskussionen oder in anderen kreativen Prozessen werden Ideen gesammelt. Zunächst geht es hier vor allem um die Menge: Je mehr Ideen zusammenkommen, desto besser ist es. Gefiltert wird dann im zweiten Schritt, dabei werden die Ideen auf drei Faktoren überprüft und eingeordnet:

    - Attraktivität

    - Umsetzbarkeit

    - Wirtschaftlichkeit

    Je mehr Punkte eine Idee insgesamt erreicht, desto besser ist die erreichte Platzierung. Am Ende stehen die „Gewinner“-Ideen ganz oben auf der Liste und werden im nächsten Schritt konkretisiert.

  5. Produkt/Idee entwerfen

    In dieser Phase entstehen erste Prototypen – die genaue Gestaltung bleibt dabei den am Prozess beteiligten Personen überlassen. Sie können Zeichnungen anfertigen, Prototypen bauen oder Rollenspiele nutzen, um die Ideen in die Tat umzusetzen. Dabei sollten Sie darauf achten, die Machbarkeit der Idee in den Vordergrund zu stellen und den finanziellen Aufwand noch gering zu halten.

  6. Testen

    Der letzte Schritt im Prozess ist der Test mit der Zielgruppe. Sie überprüfen und erproben das neue Produkt, sammeln positives und negatives Feedback. Je nachdem, wie das Ergebnis ausfällt, wird das Produkt entwickelt, noch einmal verändert oder auch verworfen – in diesem Fall kann der Design Thinking-Prozess noch einmal neu begonnen werden. Das gewonnene Wissen aus dem ersten Prozess kann hier maßgeblich dazu beitragen, ein besseres Ergebnis beim zweiten Versuch zu erzielen.

Prinzipien im Design Thinking

Beim Design Thinking handelt es sich um einen kreativen Prozess, in dem zunächst einmal alles erlaubt ist. Dementsprechend wichtig sind die folgenden Prinzipien:

  • Fehler sind erlaubt und erwünscht: Im kreativen Prozess sollte man frei denken und keine Angst vor Fehlern haben

  • Der Mensch steht immer im Mittelpunkt des Prozesses – ob als Nutzer*in, Kund*in oder Mitarbeiter*in

  • Es herrscht eine Kultur, in der man sich auf Augenhöhe begegnet: Jede*r darf alles sagen

  • Konstruktives Feedback ist jederzeit möglich

  • Auch „verrückte“ Ideen dürfen geäußert werden

  • „Don’t be afraid of chaos“: Mag der Prozess zunächst chaotisch wirken, lassen Sie sich davon nicht abschrecken! Die kontinuierliche Verschlankung und Weiterentwicklung führt beim Design Thinking automatisch dazu, dass am Ende immer eine klare Linie entsteht.

Beispiele für Methoden

Das Design Thinking bietet in jedem seiner Schritte unterschiedliche Methoden, die den Prozess unterstützen und verbessern sollen. Leiten Sie selbst einen solchen Prozess, können Sie aus einer Vielzahl unterschiedlicher Methoden und Herangehensweisen die auswählen, die am besten zu Ihrer Fragestellung und Ihrem Team passen.

  • Fly on the Wall

    Diese Methode bezeichnet die nicht-teilnehmende Beobachtung. Wie eine Fliege an der Wand beobachten Sie das Geschehen, ohne einzugreifen oder daran teilzunehmen. Das Wichtigste dabei: Die Teilnehmenden fühlen sich nicht beobachtet oder gestört, eben genauso, wie es auch bei einer Fliege an der Wand der Fall wäre.

  • 1-2-4-All

    1-2-4-All bezeichnet eine Methode des Brainstormings. Statt, dass alle gemeinsam loslegen und wild Ideen in den Raum werfen, wird die Anzahl der Teilnehmenden am Brainstorming schrittweise erhöht: Zunächst sammelt ein*e Teilnehmer*in alleine Ideen, dann kommt ein*e weitere*r hinzu, dann wird eine Vierergruppe gebildet. Zum Ende werden die Ideen, die häufig genannt wurden oder den meisten Zuspruch bekommen haben, in der großen Runde diskutiert. Zusätzliche Dynamik erhält die Methode, wenn vorher Zeitfenster für die einzelnen Schritte festgelegt werden: Je mehr Personen teilnehmen, desto länger wird diskutiert.

  • Ideentrichter

    Beim Ideentrichter werden Ideen gefiltert, um auf strukturierte Weise die beste oder erfolgversprechendste Idee zu erhalten. Legen Sie dafür zuerst Kriterien für die Ideen fest und schreiben Sie diese auf eine Flipchart o.ä. Nun lassen Sie die Ideen durch diesen „Trichter“ laufen, prüfen also, ob und inwieweit eine Idee die festgelegten Kriterien erfüllt. Nur, wenn eine Idee alle Kriterien erfüllt, erreicht sie das Ende des Trichters und wird mitgenommen. Wird eine Bedingung nicht erfüllt, leibt die Idee an dieser Bedingung hängen und erreicht das Ende des Trichters nicht.

  • Dotmocracy

    Die „Dot“-mocracy bezeichnet den Prozess, verschiedene Ideen mit Klebepunkten („Dots“) zu bewerten. Alle Ideen der Gruppe werden dafür zunächst gesammelt und auf Zetteln an der Wand oder auf einem Board verteilt. Jedes Gruppenmitglied erhält dann zwei Klebepunkte und klebt diese auf die Ideen, die ihm oder ihr am besten gefallen. Im Anschluss werden die Ideen mit den meisten Punkten diskutiert. Die Ideen ohne Punkte werden verworfen, Ideen mit wenig Punkten können als Reserve behalten werden.

Tipps für erfolgreiches Design Thinking

Erfolgreiches Design Thinking ist immer ein offener Prozess – am Ende sollte ein Ergebnis stehen, es kann aber auch passieren, dass Sie nach dem Prozess nochmal von vorne beginnen müssen. Sehen Sie dies aber nicht als Misserfolg, denn auch ein verworfenes Ergebnis zeigt Ihnen die Richtung. Nutzen Sie die Erkenntnisse aus dem ersten Durchgang und integrieren Sie diese, wenn Sie erneut beginnen. Bleiben Sie zudem offen und verwerfen Sie Ideen nicht vorschnell. Auch eine ursprünglich schlechte oder wenig originelle Idee kann sich im Prozess weiterentwickeln und plötzlich eine mögliche Lösung darstellen. Und zu guter Letzt: Bleiben Sie entspannt, auch wenn das Design Thinking nicht im ersten Anlauf Ergebnisse bringt. Jeder kreative Prozess erweitert den Horizont und die Arbeitsleistung, und vielleicht hat ein Prozess, der Ihnen im Moment nicht erfolgreich erscheint, bereits die Grundlage für die Lösung eines Problems in der Zukunft gelegt.

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